Evangelische Kirchengemeinde
Fränkisch-Crumbach

Einweihung des Aufzugs


Einweihung2010_001.jpg 1. Advent 2010
Der barrierefreie Zugang zur Kirche ist (fast) fertig und steht kurz vor seiner offiziellen Einweihung.
Testfahrten sind zu diesem Anlass erwünscht.
Einweihung2010_002.jpg Unter den interessierten Blicken der Gottesdienstbesucher/innen fährt der Aufzug auf und nieder....
Einweihung2010_003.jpg ... und bleibt bei dieser Generalprobe dann auch prompt mit unserer ehemaligen Küsterin.Luise Beltrami ..
Einweihung2010_004.jpg ...  kurz nach dem Start hängen.

Hektische Fehlersuche verzögert den Gottesdienstbeginn -
und Frau Beltrami wartet geduldig darauf, dass es aufwärts geht.
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Dieser Bolzen war nicht richtig eingerastet - dann geht aber auch wirklich nichts mehr.

Gut, dass dieser Fehler im Vorfeld passierte - jetzt kann bei der Premiere nichts mehr schiefgehen !
Einweihung2010_006.jpg Der Tauf- und Einweihungs- Gottesdienst wurde vom Kirchenchor musikalisch belebt.

Die Predigt von Pfarrer Armin Mohr finden sie am Ende dieses Bildberichts.
Einweihung2010_007.jpg Für die musikalische Gestaltung der anschließenden Einweihungsfeier sorgte dann das Bläserquintet des Posaunenchors.
Einweihung2010_008.jpg Landrat  Dietrich Kübler war an diesem für die Kirchengemeinde so wichtigen Tag nach Fränkisch-Crumbach gekommen.

Vielen Dank für die Spende!
Einweihung2010_009.jpg Er wurde genauso im Bild festgehalten...
Einweihung2010_010.jpg ... wie Patrick Eckert in Vertretung des Bürgermeisters...
Einweihung2010_011.jpg ... und Otto Jost von der Bauleitung.
Einweihung2010_012.jpg Ein besonderer Dank auch an Herrn Lange für die perfekte Gestaltung der Schmiedeeisen-Arbeiten.
Einweihung2010_013.jpg Und dann war es so weit.

Unerwartet war nach dem Gottesdienst
der Zugang zum Aufzug durch ein Band versperrt...
Einweihung2010_014.jpg ... das erst vom Bauleiter zerschnitten werden musste.
Einweihung2010_015.jpg Jetzt ist das Werk vollbracht !
Einweihung2010_016.jpg Und für die Premierenfahrt steht wieder Luise Beltrami bereit.
Einweihung2010_017.jpg Langsam gleitet die Plattform nach unten ...
Einweihung2010_018.jpg ... und kommt sicher auf dem Boden an.
Einweihung2010_019.jpg Dieses Ereignis wird im Gemeindehaus noch lange gefeiert.

Predigt über Jesaja 63,15 – 64,3 zur Einweihung des barrierefreien Zugangs der
Ev. Laurentiuskirche zu Fränkisch-Crumbach am 28. November 2010 (1.Advent)

Liebe Gemeinde,
ich denke, das hat wohl jeder von uns das schon einmal erlebt, dass er oder sie vor einer verschlossenen Tür stand. Das ist ein beklemmendes Gefühl, wenn der Schlüssel nicht passt oder das Schloss klemmt.

Viel schlimmer als diese Erlebnisse mit wirklichen Türen sind die Erfahrungen, die wir machen, wenn im übertragenen Sinn alle Türen verschlossen sind und nichts mehr geht:
in einer zwischenmenschlichen Beziehung; -
bei einem Unglück; -
einer Krankheit; -
wenn Pläne und Wünsche sich nicht erfüllen in der Familie oder im Beruf.

In solchen Situationen reagieren Menschen ganz unterschiedlich.
Die einen resignieren und geben auf.
Andere versuchen es mit Gewalt.
Wieder andere fressen ihre Enttäuschungen in sich hinein und werden krank.
Manche reden mit einer Freundin oder einem Freund.
Viele beten auch. Sie sprechen über ihre Verzweiflung mit Gott.

Unser heutiger Predigttext ist so ein Gebet, das jemand in einer scheinbar ausweglosen Situation vor Gott brachte.

Vor über 2500 Jahren hat der Prophet Jesaja dieses Gebet herausgeschrieen, als er das Gefühl hatte, alle Türen seien zugeschlagen und verschlossen.

Ich lese aus dem 63 und 64 Kapitel des Buches Jesaja:
"Blicke herab vom Himmel und schaue hernieder von deiner heiligen, herrlichen Wohnstatt! (…)
"Unser Erlöser" ist dein Name von Urzeit an. Warum lässest du uns, o Herr, abirren von deinen Wegen? verhärtest unser Herz, dass wir dich nicht fürchten?  (…) Warum sind wir geworden wie solche, die du nie beherrscht hast, die nicht nach deinem Namen benannt sind?
O dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass vor dir die Berge erbebten, gleichwie Feuer Reisig entzündet, wie Feuer Wasser in Wallen bringt, damit dein Name deinen Feinden kund würde und vor dir die Völker erzitterten,
O dass du dich annähmest derer, die Recht üben und deiner Wege gedenken."   (Jes 63,15 - 64,5a – in Auswahl)

Liebe Gemeinde,
wir kennen heute die Situation, in der sich Jesaja damals befand recht genau: Nach jahrzehntelangem Exil in Babylon waren er und seine Landsleute endlich wieder heimgekommen.

Die Heimgekehrten hatten große Erwartungen, Pläne und Hoffnungen.

Aber in der alten Heimat kam dann alles ganz anders als erhofft.

Wo sie auch hinschauten:
schwierige soziale Verhältnisse,
Ungerechtigkeit,
eine untaugliche Regierung
korrupte Politiker.

Die Unzufriedenheit wuchs. Gleichgültigkeit und Egoismus breiteten sich in der Bevölkerung aus.

Politiker boten einfache Lösungen an. Und viele folgten den Rattenfängern, weil das Land einfach nicht auf die Beine kam.

Jesaja sieht dies alles und wendet sich in seiner Verzweiflung betend an Gott.

O dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass vor dir die Berge erbebten,

Jesaja schreit zu Gott, weil er die Hoffnung auf Veränderung nicht aufgegeben hat. Er träumt ihn noch, den Traum von den uneingelösten Verheißungen, von verändertem und gelingendem Leben.

Während viele seiner Zeitgenossen sich mit dem Bestehenden arrangiert hatten und Gehorsam gegenüber den herrschenden Verhältnissen forderten, trat Jesaja auf als Anwalt der Phantasie.

„Nichts muss bleiben, wie ist, nur weil es schon immer so war!“, ruft er seinen Landleuten ins Gedächtnis. „Vor allem dann nicht, wenn es den Menschen schadet“,

Und weil Jesaja weiß, dass Gott immer der Menschen Bestes will, schreit er ihn als Retter herbei:
„Gott, reiß endlich den Himmel
auf und fahre hernieder, uns zu helfen.“

Liebe Gemeinde, schon früh haben Christen diesen Jesajatext als prophetischen Hinweis auf Weihnachten interpretiert, als adventlichen Text.

Denn an Weihnachten feiern Christen ja genau das, was Jesaja hier beinahe ungeduldig herbeisehnt: die Niederkunft Gottes mitten unter den Menschen.

Und der, der da in einem elenden Stall das Licht der Welt erblickte, wird die Menschen lehren, dass nicht Gehorsam die erste Christen-Pflicht ist, sondern Phantasie. Phantasie, die das ganz andere denkt und alle von Menschen geschaffenen Grenzen überschreitet.

„Ihr habt gehört dass gesagt ist.
Ich aber sage euch“ (Mt 5,27)

Das ist die Kampfansage Jesu an alle, die sich arrangieren wollen, mit dem was ist und nichts Neues mehr erwarten.
Liebe Gemeinde, wir feiern heute in unserer Ev. Kirchengemeinde den 1. Advent mit der offiziellen Einweihung unseres barrierefreien Zugangs zur Kirche.

„Das geht nicht!“,  sagten anfangs auch manche bei uns zu der Idee, am Zugang zu unserer Kirche etwas zu ändern.

Viel zu steil!
Viel zu teuer!
Und dann der Denkmalschutz !
Bei einer so alten Kirche kann man da nichts machen.

Liebe Gemeinde, der barrierefreie Zugang, den wir heute offiziell einweihen, ist für mich ein adventliches Zeichen dafür, dass Veränderungen möglich sind, wenn man sie wirklich will und wenn man nicht müde wird, Menschen für eine Veränderung zu begeistern und zu gewinnen.

Aber auch noch in einer ganz anderen Hinsicht ist der neu geschaffene Zugang für mich ein Zeichen für die ermutigende Hoffnung des Advent.

Was wir geschaffen haben und heute offiziell einweihen, ist nicht perfekt und auch nicht abgeschlossen – genau wie wir und unser Leben.

Wer genau hinsieht entdeckt an unserem neuen Zugang  -  bei aller Freude über das bisher Geleistete  -  auch Dinge, die man hätte anders machen können und die noch verändert werden müssen.

Wie in unserem Leben eröffnet auch hier die Lösung eines Problems die freie Sicht auf ein anderes.

Dass wir uns durch den Blick auf unser eigenes unvollkommenes Leben und auf unsere nach Veränderung schreienden, unvollkommenen Welt nicht entmutigen lassen, sondern uns engagiert für Veränderungen einsetzen, darum geht es Jesaja und darum geht es im Advent.

Möge Gott uns bei der Weiterentwicklung unseres barrierefreien Zugangs zu unserer Kirche ganz viel Freundlichkeit, Geduld und Phantasie schenken.

Amen.

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